16. März 2011

Startkommentar - Workshops im Test

Nicht wirklich werde ich nun zum Workshoptester -- aber immer dann wenn dabei die Fotografie ( meiner Meinung nach) beschädigt wird , wenn professionelle Arbeit durch Halbwissen oder durch Spassveranstaltungen verunglimpft wird dann werde darauf hinweisen. Profi wird man nicht durch nachmachen kopieren und schlau d´reinschauen ! Einem Hobbyprofi erschließt sich nun einmal nicht der fotografische Hintergrund den man durch ein entsprechendes Studium erlangt. Wie auch immer das geartet sein kann.

Kommentar

… was in der professionellen Fotografie kaum falsch ausgeführt werden kann sind geplante Auftragsarbeiten, also die Arbeiten die konzeptionell geplant und nicht spontan ausgeführt werden. Es sind die Arbeiten die wiederholbar sind, die der Auftraggeber im Zweifel solange reklamiert bis sie zu seiner Zufriedenheit erledigt sind. Ist der Fotograf dazu nicht in der Lage wird er nicht sehr lange am Markt bestehen können. In diesem Zusammenhang verstehe ich auch sehr gut die professionell arbeitenden Hochzeitsfotografen die da immer vor den coolen Rhetorikern warnen, die aber fachlich leider höchstens im reproduzierendem Versuchsstadium sind. So eine Hochzeit lässt sich, wenn alles so läuft wie man an einem Hochzeitstag denkt, kaum wiederholen. Oder ist das mit ein Grund für die hohe Scheidungsrate, das Viele ein zweites Mal heiraten um die Chance auf einen ausgebildeten Fotografen zu bekommen? Wohl kaum, aber es ist ein gute Überleitung zu der Menge der angebotenen Workshops. Was sich da so alles als Dozent tummelt ist kaum nachvollziehbar. Die Problematik besteht darin das man es kaum im Vorfeld beurteilen kann. Nur die Frage nach der fotografischen Ausbildung kann es kaum lösen, denn immerhin gibt es ja auch hervorragend arbeitende Autodidakten und ebenso ausgebildete Fotografen, für die man besser die Dunkelkammer nicht abgeschafft hätte. Also kann man es erst beurteilen wenn man praktische Erfahrungen gemacht hat...
Und heute war wieder mal so ein Tag, oder besser gesagt diese Woche war eine Woche der extremen Unterschiede und Erfahrungen….. Montagabend habe ich eher etwas skeptisch ein Webinar verfolgt.. ein Referent den man kennt… aber das alleine heisst ja noch nichts, die ersten 10 Minuten waren das übliche Geplänkel zwischen Moderator und Referent, na ja ich betrachte es einmal als freundliches Warmup, ich begann nebenbei noch ein paar Mails zu lesen und Kaffee zu trinken. Dann war es eigentlich wie in einem guten Fussballspiel, alle Mails waren plötzlich vergessen und der Kaffee wurde kalt. Das hatte ich schon lange nicht mehr in dieser Intensität erlebt, 110 Minuten geballte Fotografie die faszinierend, interessant und vor Allem (!!!) individuell waren. Kein reproduziertes Allerweltsgeschwätz sondern vermittelte Erfahrung aus erster Hand ! WOW, eine Wohltat so etwas mitverfolgen zu dürfen. Danke an Thomas Bredenfeld, ich werde sicher nicht mit der Panoramafotografie beginnen weiß aber das sie faszinierend sein kann und werde mich sicher verstärkt dafür interessieren. Solche Fotos anzuschauen und zu verstehen ist ja auch schon etwas Tolles. Gerade mal einen Tag später werde ich auf einen Workshop zur Studiofotografie aufmerksam gemacht, hier bin ich ja zu Hause, das ist "mein" Gebiet, hier freue ich mich immer über die Kollegen die dies Sparte der Fotografie mit völlig anderer Herangehensweise zeigen, die überraschende Tricks verraten oder eine Arbeitsweise zeigen, die unterschiedlich zu meiner ist oder manchmal aber auch logischerweise sehr ähnlich. Wieder einen Tag später ist die Zeitschrift mit der Bitte um Meinung / Stellungnahme / Rezension in der Post. Mein erster Blick gilt natürlich dem Autoren, und da war ich wieder skeptisch. Aber erst einmal wollte ich lesen und schauen, ein paar Bilder kommen mir doch sehr bekannt vor, hängen die nicht ganz ähnlich bei mir im Studio? Es ist ja schön wenn meinen Workshopteilnehmern meine Bilder gefallen und sie diese nachfotografieren. Autoren, die als professionelle und kommerziell arbeitende Fotografen auftreten sollten jedoch einen anderen Anspruch haben. Aber vielleicht irre ich mich auch, der gedruckte Workshop ist zumindest auf mittlerem Volkshochschulniveau. Das was von engagierten Amateuren erwartet wird, der Sinn eines solchen Kurses, Inspiration zu sein, wird sicher auch erfüllt. Nun gibt es ja auch noch die mittlerweile übliche Bonus-DVD in der Zeitschrift, Videoworkshops ganz umsonst, Werbung muß ja schließlich auch sein. Mein Interesse ist geweckt, also schaue ich auch da einmal rein… "stimmt das ist ja gefilmt worden kurz nachdem der Herr meinen Workshop besucht hat" und so finde ich dort wie in meinem Kurs ein Glas, auf weissem Hintergrund fotografiert, finde auch die weisse Tasse auf der Ecke eines Untergrundes aufgebaut, klar dampfen wird der Kaffee auch, wie das geht weiß natürlich so ein Apotheker, also sicher alles nur Zufälle! Aber dann staune ich erst richtig, Er hat nichts verstanden oder was? Ausdrücklich habe ich erklärt warum wir Gläser eben nicht direkt auf den Untergrund stellen, schon absolut nicht bei Freistellern, ich habe erklärt warum Aufnahmetische am Fotoset nichts zu suchen haben, ich habe erklärt wie man mit störenden Reflexen in Tassen umgeht, nichts, rein gar nichts davon ist in seinem Video zu sehen, dabei soll doch gezeigt werden wie es die Profis fotografieren, oder hat er Angst davon zuviel zu zeigen, Skrupel werden es doch wohl nicht sein? So etwas gehört sich nicht, hier wird Halbwissen seriös wirkend verkauft. Nur scheinbar wissend in die Kamera schauen reicht nicht lieber Referent, das ist peinlich, unverschämt und schadet Allen die diesen Beruf ernsthaft ausüben weil sie damit Ihr Geld verdienen müssen. Wer also ernsthaft den Beruf des Fotografen ausübt, wer sich seine Kreativität, seine Bildideen, seine individuelle Arbeitsweise in jahrelanger Auseinandersetzung erarbeitet, wer nicht kopiert, übernimmt oder nachmacht wird Werte und Berufsmoral entwickeln die ihn die Arbeit anderer Autoren respektieren lässt. Dazu gehören dann mit handwerklichen, künstlerischen, menschlichen und sicher auch kaufmännischen Aspekten umfassende Kenntnisse die man scheinbar nur respektiert wenn ein Mindestmaß an Ernsthaftigkeit erforderlich ist. Spassfotografen sollten in der kommerziellen Fotografie nur die Rolle des Kunden spielen, in allen Bereichen !
Soweit meine Meinung zu Hobbyfotografen deren Auftreten und Rhetorik die fotografische Inkompetenz zu überspielen scheint und die Ihr fotografisches Selbstverständnis scheinbar den Internetplattformen der Hobbycommunities entnehmen. Aber auch Zeitschriften, wollen sie wirklich dauerhaft ernst genommen werden, sollten prüfen wer was mit welcher Kompetenz ausfüllt.
E.Schuy / Köln

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