Teil 1 ist ja hier bereits auf dem Blog veröffentlicht...
http://loft2blog.blogspot.de/2012/10/vorab-interwiew.html
Teil 2
I.P.P
Wenn die Technik allgemein bedienbar ist
und keine spezielle Ausbildung mehr benötigt, welche besondere Kompetenz wird
dann verlangt um Bilder zu gestalten. Ist es die besondere Kreativität oder ist
der Fotograf nur der Ausführende der die Ideen der Kreativen umsetzt?
e.schuy
Na ja, es gibt Solche und Solche. Der
rein ausführende Fotograf dürfe heute wohl kaum noch eine Überlebenschance
haben. Das ist das Thema mit der einfach zu handhabenden, digitalen Fotografie.
Dinge abzubilden ist wohl kein Problem mehr, diese Aufgabe kann jeder
erledigen. Ich habe noch nie erlebt, dass sich gute Kreative mit einfacher
Fotografie zufrieden geben. Um Bildideen
einfach und reproduktiv umzusetzen braucht man heute keine Fotografen mehr.
Jeder der eine Kamera bedienen kann, kann diese Arbeiten erledigen. In der
professionellen, kommerziellen Fotografie wird die Fähigkeit
verlangt zu überraschen durch gehaltvolle Assoziationen. So entsteht ein
Zusammenspiel das notwendig ist wenn mehrere Personen an einem Bild arbeiten um
Ideen begeisternd umzusetzen.
I.P.P.
Also ist es doch noch so, das Fotografen nicht
wirklich austauschbar sind, denn
dann sind es ja nicht nur die freien Arbeiten sondern auch die
Umsetzungen im Job die seinen Stil bestimmen.
e.schuy
Na klar, das sind Kür und Pflicht. Was nutzt es
mich wenn ich feine Bildchen knipsen kann aber unter Druck und mit klaren
Anforderungen an Kreativität und Effektivität versage. Aber davon abgesehen, bei der Menge an
guten Fotografen, jeder ist austauschbar. Aber Jeder der diesen Beruf
verstanden hat wird sich einen Stil oder besser gesagt eine Bildsprache zulegen
an der er erkannt werden kann. Nur
so kommt man zu Auftraggebern die den einen, bestimmten Fotografen wirklich
haben wollen. Und das ist auch, um
wieder etwas Bezug zum Thema zu nehmen die wirkliche Konstante in der
Fotografie. Das war so und wird immer so bleiben wenn kommerziell gearbeitet
wird.
I.P.P.
Aber der Fotografenmarkt scheint zu boomen,
woher kommen die Aufträge.
e.schuy
Boomt er wirklich? Ich denke nicht, nur die
Anzahl der Fotografen auf die sich die Aufträge verteilen steigt. Man müsste
jetzt einmal eine Statistik haben welche Fotojobs an welche Fotografen vergeben
werden. Ich erlebe ja auch das einfache Sachaufnahmen nicht mehr unbedingt bei
mir oder in den großen Studios der Kollegen landen. Das wird immer mehr direkt in den Unternehmen durch
Mitarbeiter erledigt. Dann kommen die Jobs die nicht so wichtig sind aber ein gewisses Equipment verlangen, das
sind die Aufträge die wir alle gerne haben möchten. Die großen Studios um für
eine Grundauslastung zu sorgen, auch wenn der Assistent ihn fotografiert, damit
finanziert er sich zum großen Teil wenn er fest im Studio angestellt ist und
die Fotografen die als Mitbewerber auftreten, die ihren Lebensunterhalt aber
nicht durch die Fotografie bestreiten müssen, Ihr Hobby aber genau durch solche
Aufträge finanzieren und im Heimstudio, für meist kleines Geld, diese Jobs
übernehmen. Und danach folgen die Jobs die praktisch nur an Fotografen gegeben
werden die über das nötige KnowHow, entsprechende Kontakte und ein gut
organisiertes fotografisches Umfeld verfügen. Sie sehen, es ist der mittlere
Bereich, der wahrscheinlich auch das größte Volumen hat, der durchaus zu
Konflikten und echter Konkurrenz führen kann. Es ist halt schwierig wenn
Mitbewerber unter völlig anderen Voraussetzungen kalkulieren können. Das ist
ein Thema über das man stundenlang diskutieren könnte und wahrscheinlich zu
keinem Ergebnis käme. Letztendlich ist es wohl gut so wie es ist, denn auch
dieses Problem beruht auf technischem, politischem und gesellschaftlichem
Fortschritt. Also ein Fortschritt der durch die allgemeine Weiterentwicklung
bedingt ist und den kann man nun jetzt einfach einmal nicht mögen nur weil man
als Fotograf davon betroffen ist.
Zurück zum Kern der Frage. Es gibt nur eine
Möglichkeit für Fotografen. Sie besteht darin, eine individuelle,
anerkennenswerte Marke zu entwickeln. Das geschieht durch Persönlichkeit,
seriöses Arbeiten und eine wirklich eigene Bildsprache.
I.P.P.
Sie haben eine solche Bildsprache?
e.schuy
Ich werde ganz bestimmt nicht meine Bilder
beurteilen und sie einem bestimmten Stil zuordnen. Einen Stil selber zu
erkennen und Ihm mit Macht treu bleiben zu wollen halte ich für ganz
gefährlich, das würde doch fast automatisch dazu führen das ich mich selbst
kopiere. Nein, ich will mich
ständig weiterentwickeln, will wirklich neue Bilder schaffen aus der Art der
Inspiration wie ich sie für mich entdeckt habe und dann kommt schon etwas
Typisches dabei heraus und ich laufe nicht Gefahr Bilder von Kollegen zu
kopieren.
I.P.P.
Jetzt bin ich gespannt auf Ihr
Inspirationsmodell!
e.schuy
Sie wollen jetzt m e i n Rezept hören?
Das wird aber kompliziert hier. Also, ich
versuche es. Zunächst schaue ich mir relativ wenige Bilder meiner Kollegen an,
ganz besonders wenige Produktaufnahmen und Stilllifes. Wenn ich zum Beispiel an
einem bestimmten Thema arbeite, vermeide ich es sogar ganz bewusst Bilder zu
schauen, Texte und Bücher zu lesen die auch nur annähernd zu dem Thema passen
könnten. Sehen Sie, Inspiration bedeutet doch nicht Bildideen zu finden die man
übernehmen kann. Inspiration entsteht durch Abrufen und Kombinieren von
Erfahrungen, Gesehenem, Gelesenem und Gehörtem, die nicht in unmittelbarem
Zusammenhang mit der zu findenden Lösung stehen. Also Dingen die ich aufnehme und die in meinem Kopf zu neuen Bildern
verarbeitet werden.
I.P.P-
Sie behaupten, dass Bilder sie nicht
inspirieren?
e.schuy
Ich versuche mich von Bildern nicht
inspirieren zu lassen, zu schnell endet das in der Kopie! Und ich halte es für
respektlos und anmaßend gute Bilder nachzustellen. Da sind wir bei dem Thema
des geistigen Diebstahls, der Plagiate und des Kopierens. Auch kreative Ideen
und Umsetzungen halte ich für schützenswürdig. Das zu missachten läuft immer darauf hinaus eigene Defizite
auszugleichen und sich auf Kosten Anderer selbst profilieren zu wollen.
I.P.P.
Aber das lässt sich doch kaum
kontrollieren. Schon gar nicht bei der Bilderflut die wir im Internet finden
e.schuy
Nur weil man es nicht kontrollieren kann
wird es ja nicht legal. Es gibt aber auch Tools um gezielt nach Kopien im
Internet suchen zu können.
I.P.P.
Suchen Sie nach Bildern die nach Ihren Vorlagen entstanden sind, oder
gar nach Ihren Bildern die widerrechtlich genutzt werden?
e.schuy
Nein, ich habe das einmal ausprobiert,
es funktioniert. Danach habe ich nie wieder nach Bildern von mir gesucht. Das
bringt mich nicht wirklich weiter. Manchmal bekomme ich einen Tipp von Bekannten,
aber ich rege mich dann ja doch nur auf. Etwas dagegen zu unternehmen ist
eigentlich unsinnig, die Kopierer entlarven sich meisten schnell selbst. Wissen
Sie, jemand der Bilder oder Bildideen kopiert und sie stolz im Internet
präsentiert dokumentiert damit auch sein Niveau. Aber ich gebe zu nicht immer
gelingt es mir damit souverän umzugehen.
I.P.P.
Ist das ein Problem des Internet ?
e.schuy
Nein, natürlich nicht, da wird es nur
direkt sichtbar. Das Internet macht alles möglich. Wenn wir über Internet
sprechen würde ich aber gerne das Medium mit seinen unendlichen Informationsmöglichkeiten
trennen von den täglichen, Postings auf den sogenannten Social Media
Plattformen die hauptsächlich dem Teilen der täglichen Belanglosigkeiten und
Termine dienen.
Genau betrachtet nehmen diese
Plattformen doch mittlerweile bei vielen Personen einen erheblichen Stellenwert
ein, was die tägliche, wenn auch oberflächliche Wahrnehmung unseres Umfeldes angeht. Fotografisch betrachtet,
bestimmt hier die Selbstdarstellung ohne wirklichen Hintergrund den Zeitgeist, also
einen Trend in der Gesellschaft. Was mich immer wieder wundert, ist wie sehr
akzeptiert das mittlerweile ist. Ich war völlig überrascht als ich vor einigen Tagen ein
Interview mit einem Medienwissenschaftler hörte. Es ist wirklich faszinierend
wenn auch aus anderen Bereichen solche Meinungen aufkommen die sich fast 1:1
auf die Fotografie übertragen lassen. Ich habe mir das noch einmal
herausgesucht, in einem etwas anderen Zusammenhang sagte er folgendes:
Zitat:
Ich halte sie für typisch für einen Trend in der Gesellschaft,
dass nämlich das Äußerliche, die Selbstdarstellung, die Selbstvermarktung, die
Oberhand gewinnt gegenüber der Substanz von Können und Wissen. Das ist es, was
ich gefährlich finde, weil da Tendenzen des Marktgeschehens und des
Konformismus hochgehalten werden und das eigentlich Substanzielle der
Entwicklung einer Persönlichkeit in den Hintergrund gedrängt wird.
Zitat
Ende >Bernd Gäbler, Medienwissenschafter in einem Interview mit dem WDR in dem es um
Castingshows ging.
Siehe: Hohle
Idole
Besser kann man es wohl kaum
beschreiben. Aber das wiederum hat überhaupt nichts mit ernsthaftem Social
Marketing zu tun! Im Social
Marketing geht es mir darum interessante Neuigkeiten zu erfahren und zu
verbreiten. Die Relevanz der der Mitteilungen und Postings für Andere, sollte aber
auch immer bedacht sein!
I.P.P.
War jetzt früher alles besser?
Eschuy.
Hört sich fast so an, nein es ist
natürlich nicht so! Aber das zu erwähnen ist ja schon sehr banal. Alles ändert
sich, wie sollte es Fortschritt geben wenn wir nicht positive und negative
Eigenschaften damit erfahren. Ein
70jähriger Indianer hat sich 1820 wahrscheinlich auch darüber beschwert, dass
die Trommelsignale zu laut sind, seine geliebten Rauchzeichen waren eindeutig
leiser. Trotzdem bedeutet die Zuhilfenahme der Akustik in der Kommunikation
einen gewaltigen Fortschritt. Das wir fotografisch nicht mehr auf
Fremdpropaganda angewiesen sind sondern uns sogar international präsentieren
können ist doch genial. Wenn das kein Fortschritt ist, bei dem wir auch verzeihen
können was sonst noch damit einhergeht, dann wird es schon sehr öde. Alleine die Faszination, die Spannung
die damit verbunden ist, fast täglich neue Herausforderungen entdecken zu
können macht einfach nur Spaß.
I.P.P.
Herr Schuy, sie scheinen ein sehr klares
Bild von Ihrer Umwelt und Ihren Zielen zu haben. Haben Sie Vorbilder?
e.schuy
Wenn das ein Lob war, herzlichen Dank!
Vorbilder, ich glaube nicht. Zumindest
nicht direkt und umfassend. Sicher gibt es Leute die sich auf einem Gebiet
einen Status erarbeitet haben den ich bewundern kann, dann ist es aber nicht
mein Ziel auf diesen Platz zu kommen
sondern vielleicht direkt daneben, mit meiner persönlichen
Eigenständigkeit. Also es gibt eine Menge Leute die mich faszinieren, die sind
dann zum Teil auch echter Antrieb meine Ideen und Ziele so zu puschen das sie
zu einem Erfolg führen der bemerkt wird.
I.P.P
Eberhard Schuy, herzlichen Dank für das
ausführliche Interview, ich freue mich auf die vielen Ideen die sie noch haben
und hoffe das alle so erfolgreich werden, dass wir sie bemerken!
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